Kritik erntete auch der britische Außenminister Cameron nach seinem Besuch in Kiew. Der frühere britische Premierminister sicherte der Ukraine dort erneut Unterstützung zu, nachdem London angekündigt hatte, die Ukraine weiterhin jährlich mit mindestens drei Milliarden Pfund unterstützen zu wollen. Die Ukraine verteidige sich unerschütterlich gegen Russlands illegale Invasion, teilte Cameron mit. Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge betonte er während seiner Reise, es liege an Kiew zu entscheiden, wie sie gelieferte Waffen einsetzten.
Russland spricht von Eroberungen und ukrainischen Verlusten
Russland hat nach eigener Darstellung seit Jahresbeginn mehrere Hundert Quadratkilometer ukrainischen Territoriums erobert und der Ukraine Verluste von mehr als 100.000 Soldaten zugefügt. Insgesamt habe die Ukraine in diesem Jahr mehr als 111.000 Mann und mehr als 21.000 Einheiten an Fahrzeugen und militärischem Gerät verloren, sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu auf einer Sitzung ranghoher Militärs. Zugleich sei es gelungen, Gebiete in einer Größe von 547 Quadratkilometern zu erobern, fügte er hinzu. Das ist etwas mehr als die Fläche des Stadtstaats Bremen.
Nach Angaben Schoigus sind die ukrainischen Verluste speziell im April besonders hoch. Täglich seien dort mehr als 1000 Soldaten gefallen oder schwer verwundet worden, behauptete er. Unabhängig lassen sich die Aussagen Schoigus nicht überprüfen. Allerdings sind die Probleme der Ukraine an der Front bekannt - auch durch die Verzögerungen bei den westlichen Waffenlieferungen, insbesondere vonseiten der USA, die als wichtigster Verbündeter Kiews gelten.
Gazprom verzeichnet für 2023 Milliardenverlust
Unter dem Eindruck des Kriegs hat der russische Energiekonzern Gazprom im vergangenen Jahr erstmals seit fast einem Vierteljahrhundert rote Zahlen geschrieben. Der Nettoverlust für das zweite Kriegsjahr 2023 belief sich auf rund 629 Milliarden Rubel (umgerechnet 6,4 Milliarden Euro), wie aus einem Unternehmensbericht hervorgeht.
Der Einbruch dürfte sich maßgeblich durch die äußerst geringen Gas-Liefermengen nach Europa erklären lassen. Aus Protest gegen westliche Sanktionen hatte Moskau im Sommer 2022 selbst den Gashahn weitgehend zugedreht.
Massenproteste in Georgien gegen "russisches Gesetz" halten an
In Georgien halten derweil Massenproteste gegen ein geplantes Gesetz an, das die Südkaukasus-Republik in den Augen vieler Kritiker weg von der EU und näher an Russland treiben könnte. Das Gesetz, das am Vortag trotz Protesten die zweite Lesung im Parlament passierte, sieht vor, dass Nichtregierungsorganisationen, die mehr als 20 Prozent ihres Geldes aus dem Ausland erhalten, über die Herkunft Rechenschaft ablegen müssen. Viele Beobachter werfen der moskaufreundlichen Regierung der Ex-Sowjetrepublik vor, sie habe das geplante Gesetz nach dem Vorbild eines russischen "Agenten"-Gesetzes ausgearbeitet.
Sollte das georgische Parlament das umstrittene Gesetz verabschieden, hat das Land nach Einschätzung des Grünen-Politikers Anton Hofreiter keine Chance auf einen EU-Beitritt. "Mit dem sogenannten Agentengesetz kann Georgien nicht Teil der EU werden", sagte der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.